
Jedes Jahr das gleiche Spiel, spätestens am Tag nach Silvester gehe ich durch den Garten, den Blick zum Boden, suchend nach kleinen grünen Spitzchen, die vorwitzig aus der Erde schauen. So geht das dann fast jeden Tag, sofern kein Schnee liegt, bis ich sie dann endlich entdecke. Die Freude wächst, denn nun ist klar, jetzt geht es nicht mehr lange und sie werden blühen – die Schneeglöckchen – der Zauber in weiß beginnt. Schon als Kind, als meine Oma zu mir sagte – Maidli des sin Schneegleckli, jetz wird’s Frühjohr – fasziniert schaute ich auf die weißen Blümchen, die stolz aus dem Schnee schauten, ja selbst so weiß wie Schnee. Jedes Jahr kontrollierte ich die Stelle, ob sie auch wirklich wieder da sind, und freute mich, wenn ich das Zeichen auf den kommenden Frühling entdeckte. Viele Jahre später, als mir die Idee in den Kopf kam, unsere Wiese in einen Garten zu verwandeln, war für mich ganz klar – ich werde ein paar Blumen pflanzen und Schneeglöckchen. Im Gemüsegarten meiner Mutter, oben am Berg, kannte ich die Stelle mit den Schneeglöckchen ganz genau. Als ich im Herbst mit der Anlage meines Gartens begann, sind auch Schneeglöckchenzwiebelchen eingezogen, die auch promt im Frühjahr blühten – sie hatten den Umzug gut überstanden. Über die Jahre haben sich die Schneeglöckchen gut vermehrt und den ganzen Garten für sich erobert. Und immer noch ist es so, dass wenn ich in Gärtnereien Schneeglöckchen zum Kauf entdecke, ich kaum widerstehen kann. Zwar sagt der Verstand: Du hast doch ganz viele aber das Herz sagt: Hach wie sind sie schön !